Gipfelglück am Denali, 6193 m

Mit Ski auf den höchsten Berg von Nordamerika

In Alaska, nahe des nördlichen Polarkreises ragt ein riesiges Eismassiv in den Himmel. Der Denali, früher wurde er Mt. McKinley genannt, ist mit 6183 m die höchste Erhebung von Nordamerika.  Durch seine freistehende Lage ist er der Witterung fast vollständig ausgesetzt und wird nicht zu Unrecht auch als eines der kältesten Berge der Erde bezeichnet. Temperaturen von -40 Grad und Sturmböen bis zu 150 km/h sind keine Seltenheit. Der Plan von meinem Bergkameraden Alex und mir war eine Süd-Nord Überschreitung mit den Ski. Um möglichst zügig voranzukommen war unser Motto „fast and light“. Wobei sich dann das „light“ trotz aller Sparmaßnahmen auf ein Rucksackgewicht von mehr als 35 kg aufsummierte. Zelt, Schlafsack, Nahrungsmittel und Brennstoff für 14 Tage inkl. der ganzen restlichen Expeditionsausrüstung mussten mitgenommen werden. Um dieses Gewicht überhaupt tragen zu können war schon in der Vorbereitung ein intensives körperliches Training notwendig.

Schon gleich zu Beginn unserer Unternehmung machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Wegen Schlechtwetter mussten wir drei Tage in Talkeetna, einem kleinen Ort am Eingang des Denali Nationalparks warten bis wir mit einem kleinen Flugzeug zu unserem Ausgangspunkt auf dem Kahiltna Gletscher fliegen konnten. Dort angekommen machten wir uns sofort auf den Weg zu Camp 1. Bei gutem Wetter konnten wir die unglaublich späktakuläre, einsame Gletscherwelt des Massives genießen. Bereits am dritten Tag waren wir im Medical Camp, dem Basecamp für die Besteigung auf 4.300 m angekommen. Da hier zwei Ruhe- und Akklimatisationstage eingeplant waren legten wir überaus erleichtert die schweren Rucksäcke ab und bauten unser Zelt auf. Um das Zelt vor Sturm zu schützen mussten mit einer Schneesäge noch Blöcke ausgeschnitten und zu einer Wand aufgeschichtet werden. Wie überaus notwendig dies war bekamen wir in den nächsten Tagen noch zu spüren.

Schon zu Beginn der Expedition hatten uns die Ranger vor der ungewöhnlichen Kälte am Denali gewarnt. Bereits seit 14 Tagen war niemand mehr auf dem Gipfel. Temperaturen von -40 Grad und schwere Stürme hatten eine Besteigung unmöglich gemacht. Alle im Basecamp konnten nur noch auf besseres Wetter hoffen. Leider ließ die angekündigte Wetterbesserung lange auf sich warten. Das ständige Hoffen und Bangen war nervenaufreibend. Letztendlich mussten wir 10 Tage ausharren, zwei Schneestürme und Temperaturen von -35 Grad im Zelt überstehen. Die Überschreitung mussten wir aus Zeitgründen schon bald aufgeben und nun war auch noch der Gipfelaufstieg gefährdet. Wir hatten nur für 14 Tage Verpflegung dabei. Eine zermürbende Vorstellung einfach unverrichteter Dinge wieder absteigen zu müssen.

Dann hatte sich für den Tag 14 eine Chance für den Aufstieg ergeben, die wir auch unbedingt nutzen wollten. Dies würde aber auch nur dann möglich sein, wenn wir das normalerweise für die Akklimatisation notwendige Highcamp überspringen und innerhalb eines Tages die knapp 2000 Höhenmeter bis auf den Gipfel überwinden. Für die Verpflegung an diesem Tag hatten wir dazu nur noch 6 Müsliriegel für jeden, die uns noch übriggeblieben waren. Zuversichtlich und voller Euphorie es doch noch schaffen zu können, machten wir uns bei, für Denaliverhältnisse sehr gutem Wetter, auf den langen Weg.

Nach knapp 10 Stunden Aufstieg ohne großen Pausen sind wir dann überglücklich am Gipfel des Denali gestanden. Ein überragendes Erlebnis nach diesen ganzen Strapazen.